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| Praxis | Forschung

JFF-Mitgliederversammlung 2020

Verein befasst sich mit aktuellen Herausforderungen im Hinblick auf Bildung und Digitalisierung

Am 28. November fand in München die Mitgliederversammlung des JFF – Jugend Film Fernsehen e. V. statt. Im Zentrum stand die Auseinandersetzung mit aktuellen Herausforderungen für die Bildungsarbeit mit Impulsen von drei Expert*innen der Bildungsforschung.

beyond gift-wrapping
„Was heißt Bildung für eine von Digitalisierung geprägte Welt?“ In seinem Impulsvortrag betonte Prof. Dr. Gerhard Fischer, Gründer und Direktor am "Center for LifeLong Learning & Design (L3D)" an der Universität von Colorado, und Gastreferent auf der Mitgliederversammlung, die Gemeinsamkeiten zwischen der Arbeit seines Zentrums und der des JFF. Beide arbeiteten interdisziplinär und verzahnten Forschung und Praxis. Er nannte die Herangehensweise: “doing basic research with real problems”. Inhaltlich setzte sich Fischer mit der Corona-bedingten Umgestaltung der Gesellschaft auseinander und merkte an, dass Veränderungen immer kritisch gesehen würden. Digitalisierung erfordere neue transformative Formen des Lernens, Unterrichtens und Zusammenarbeitens. Es gehe darum, „beyond gift-wrapping“ zu denken. Gift-wrapping meint in diesem Verständnis, wenn veraltetes Lernmaterial in neue Technologien verpackt wird. Ziel sei eine Veränderung vom „Lernen müssen“ hin zum „Lernen wollen“. Dies könne nur durch kollaborative Ansätze – das Zusammenwirken von Gruppen und Gemeinschaften – erreicht werden.

Im Hinblick auf die Herausforderungen der Corona-Pandemie unterstrich er, nicht die „social distance“, sondern das “distant socializing“ zu fordern. In dieser Kontaktpflege mit jenen, die uns räumlich fern sind, weil dies die Kontaktvermeidung mit den Nahen kompensieren könne, liege das enorme Potenzial digitaler Technologien. Fischer: „Die Zukunft existiert nicht irgendwo, um entdeckt zu werden. Sie muss erfunden und gestaltet werden. Das sollte weiter Ziel und Auftrag für das JFF sein.“

Zwei weitere Impulsvorträge hielten Prof. Dr. Frank Fischer, Vorstandvorsitzender des JFF – Jugend Film Fernsehen e.V., sowie Prof. Dr. Heidi Schelhowe, Vorstandsmitglied. Beide stellten interaktive Lernformen mit digitalen Technologien als ein noch ausbaufähiges Potenzial im Bildungsbereich dar. Visualisierung, Interaktivität und Vernetzung böten Potenziale für Lernprozesse. Abstrakte Modelle würden begreif- und erfahrbar im praktischen Umgang. Kognitive und Erfahrungsebene griffen ineinander. Handlungsorientierung und Lernen durch Design statt Instruktion können als didaktische Prinzipien genutzt werden. Mit digitalen Medien könne an Bedürfnissen, Kompetenzen und Stärken junger Menschen angeknüpft und eine ‚Home Zone‘ geschaffen werden, so Schelhowe. Prof. Dr. Frank Fischer widmete sich schwerpunktmäßig den nötigen Kompetenzen des Lehrpersonals und zeigte auf, welche zentrale Rolle die soziale Interaktion für unser Denken spielt - und wie schwierig es ist, lernförderliche soziale Interaktion auch in reinen Online-Szenarien zu initiieren und anzuleiten. Zu beobachten sei gewesen: Lehrkräfte wüssten heute viel mehr über Tools, als früher. Allerdings ist auch festzustellen, dass Lehrkräfte noch viel mehr Wissen über lernförderliche Interaktion mit und über digitale Medien benötigen würden.

Beobachtungen in der Krise
An die drei Impulse schloss sich eine Diskussion an. Im Zentrum standen die Fragen, die das JFF unter dem Titel „Beobachtungen zu Bildung und Digitalisierung in der Krise“ vorbereitet hatte:

  • Welche Prämissen sind handlungsleitend für die Digitalisierung in der Bildung?
  • Wie können in arbeitsteiliger Zusammenarbeit von Bildungsträgern angemessene Angebote gemacht werden, die unterschiedliches Vorwissen sowie unterschiedliche Fähigkeiten und Interessen adressieren?
  • Welchen Ansprüchen müssen Technologien, die als Werkzeug und Raum für Bildungsangebote dienen, gerecht werden?
  • Welche Impulse brauchen Fachkräfte, um die Bedeutung der aktuellen Mediatisierungsprozesse für Selbst-Welt-Verhältnisse und damit auch für Bildung reflektieren zu können?
  • Wie kann das Wissen über die Zielgruppen und ihr Medienhandeln als Grundlage für zielgruppenadäquate Angebote systematisch erweitert und aktuell gehalten werden?
  • Welche Zugänge eignen sich, um Benachteiligungen in und mit digitalen Formaten zu begegnen?
  • Welchen Kernaufgaben muss sich die Medienpädagogik annehmen, um die Arbeit mit Medien in allen anderen *-Pädagogiken zu unterstützen?

Neben dem Schwerpunktthema wurde auch das neue Leitbild des JFF vorgestellt. Im Zentrum dieses Leitbildes stehen die Stärkung einer handlungsorientierten Medienaneignung von Kindern und Jugendlichen, ein reflektierter Umgangs mit digitalen Technologien, die Verzahnung medienpädagogischer Forschung und Praxis und die Werteorientierung in allen Tätigkeitsbereichen des JFF.

Distant socializing statt social distance: Die Forderung von Prof. Gerhard Fischer ließ sich auch auf die Mitgliederversammlung des JFF umsetzen. Sie fand erstmals rein digital statt.

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Wir bieten ein breites Spektrum an medienpädagogischen Angeboten und Projekten an, um Kinder und Jugendliche bei der Nutzung digitaler Medien zu unterstützen und sie dabei zu unterstützen, eine kritische Medienkompetenz zu entwickeln. Dazu gehören beispielsweise Workshops, Seminare und Fortbildungen für Pädagoginnen und Pädagogen, aber auch Projekte und Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche selbst. Das Institut betreibt außerdem eigene Forschungsprojekte, um den aktuellen Stand der Medienpädagogik zu erforschen und neue Ansätze zu entwickeln. Das JFF arbeitet dabei eng mit anderen Institutionen und Einrichtungen zusammen und ist Teil eines umfangreichen Netzwerks von Medienpädagoginnen und Medienpädagogen in Deutschland und darüber hinaus.

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